BADKULTUR in Wien und Währing
Ein Rückblick aus Anlass der Schließung des „Tröpferlbad“s Klostergasse (20.5.1899 bis 30.6.2019)
Weniger bekannt als die römischen Thermen ist, dass die ältesten Badeeinrichtungen bereits im 3. Jt. v.Ch. in Mesopotamien, Ägypten und der Indus-Kultur im heutigen Indien nachzuweisen sind.
Auch das antike Griechenland verfügte über Baderäume und die erforderliche Kanalisation.
In Wien sind Badstuben ab dem 13. Jhdt. nachweisbar. Der Besuch dieser Bäder war in allen Gesellschaften beliebt. „Bader“ (Besitzer bzw. Pächter) mussten sich ab 1321 der ersten Wiener Bader Ordnung unterordnen und nahmen als Wundärzte auch medizinische Aufgaben wahr. Mitte des 16. Jhdts. wurde eine Eignungsprüfung für die Bader Pflicht. Der Bader kümmerte er sich um Hautleiden und Geschwüre bis zu chirurgischen Eingriffen, speziell dem Ausbrechen von schadhaften Zähnen.
Der Besuch einer Badstube diente nicht nur der Körper- und Kopfpflege. Man traf sich zu Spiel und Gesang, aß und trank gemeinsam. Das Dampfbad wurde dem Wannenbad in den einfachen Holzzubern vorgezogen. Die Badstuben bestanden meist nur aus 2 einfachen Räumen. Eine Geschlechtertrennung gab es nicht.
Badstuben wurden auch von „fahrenden Weibern“ besucht, weshalb es nicht wundert, dass im 16./17. Jhdt. nach Ausbruch von Seuchen und Anstieg von Geschlechtskrankheiten der Besuch der Bäder rückläufig war.
Im 19. Jhdt. begann man mit dem Bau von Gebäuden mit beheizten Schwimmhallen. Ab 1832 gab es Bäder mit strenger Trennung der Geschlechter, da 1831 auch Frauen die Erlaubnis zum Schwimmen erhielten.
Neben diesen dem Vergnügen dienenden Einrichtungen wurden Ende des 19. Jhdts. „Tröpferlbäder“ errichtet, die gegen eine Gebühr von 5 Kronen für jedermann zugänglich waren. Das älteste dieser Bäder in Europa befand sich in der Mondscheingasse (1890).
In Währing ist eine Badstube ab 1302 nachweisbar, die bis 1728 im Raum Gentzgasse/Edelhofgasse bestand. Erst Ende des 19. Jhdts. entstanden wieder Bäder in der Michaelerstraße und das Schafbergbad, Kinderfreibäder im Türkenschanzpark, im Währingerpark und bei der heutigen Hans-Radl-Schule (Czartoryskischlössl).
Unser „Tröpferlbad“ in der Klostergasse wurde am 20.5.1899 der Öffentlichkeit übergeben. Nur wenige Wohnungen zu dieser Zeit bis zur Mitte des 20 Jhdts. verfügten über den Luxus eines Badezimmers. Oft wurde in Kleinwohnungen nach dem 2. Weltkrieg in der Küche unter der Abwäsche eine kleine verstaubare Wanne errichtet. Diese Bäder waren also wichtig für Hygiene und Gesundheit der Bewohner in der Umgebung. Unter Bundeskanzlei Bruno Kreisky wurde das Bad ausführlich renoviert und wurde nun bis in Ende Juni 2019 als Saunabetrieb geführt. Nun wird das Gebäude anderen Nutzungen zugeführt. Es hat Vielen gute Dienste geleistet.
Autorin: Ingrid Maria Jung-Blaha
Quellen: Klusacek-Stimmer: Währing, Vom Ganserlberg zum Schafberg S 190
Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Band 1, S 230
https://de.wikipedia.org/wiki/Badekultur#
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