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Kirchen von Währing

Fünf Einblicke in Kirchen:
Deren Geschichte & Besonderheiten


Pötzleinsdorf: Schon 1112 schenkte der Bischof von Passau dem Kanonikatsstift St. Georgen ein „dimidium mansum ad pezelinesdorf“, wahrscheinlich eine fränkische Niederlassung, da der Name „Becelin“ bereits in den Regesten „Historiae Westfaliae“ aufscheint.
Ein barocker Schatz in Währing: St. Ägydius Dass in der Nähe des Pötzleinsdorfer „burgus“ (gemauertes Haus) eine Kapelle bestand, ist anzunehmen. Nach mehrfachen Bränden wurde 1784 das spätbarocke Bauwerk zur Pfarre erhoben und dem Hl. Ägydius geweiht. Das Altarblatt von J.N. Steiner zeigt die Kreuzigung Christi und wird flankiert von Hll. Josef von Arimathia und Nikodemus, ergänzt durch Puttenfiguren und Ölbilder der Hl. Familie. Die Seitenaltäre zeigen links den Hl. Ägydius, den Namenspatron, und rechts den Hl. Antonius von Padua. Da bei Renovierungsarbeiten ein Grabstein aus dem 15.Jhdt. gefunden wurde, ist anzunehmen, dass die Kirche immer wieder auf ihren Resten neu errichtet wurde.
Ruhe und Einkehr ohne „Schnick-Schnack“: Pfarrkirche Christkönig Mitte des 20. Jhdts wurde eine größere Kirche erforderlich, die von Kardinal Dr. Franz König 1964 zur Pfarre erhoben wurde. Mit Feingefühl und Wissen über Formgebung wurde die Konstruktion aus Stahlbeton mit Flachdach in schlichter Einfachheit errichtet, der Kirchturm befindet sich deutlich getrennt. In der Sakramentskapelle befinden sich abstrakte Glasfenster von Arnulf Rainer der, im Gegensatz zu seinen sonstigen Kunstwerken, diese sehr unauffällig gestaltet hat. Das wertvollste Inventar scheint die spätgotische Sichel-Madonna aus Sandstein zu sein, die aus der Sammlung Sobek in diese Kirche kam.

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Der saalartige Hauptraum ist großzügig verglast. Lichtbänder im Presbyterium erleuchten den Altarraum und schaffen einen sakralen Eindruck. Nach Umgestaltung der Kirche bildet heute ein einfacher Granitblock den Hauptaltar, der Tabernakel ist ein einfacher Wandschrank mit Bronzetüre. Die Einfachheit der Innenausstattung macht einen sehr ruhigen, harmonischen Eindruck, der nicht durch Überschwänglichkeit vom Eigentlichen der Kirche ablenkt. Auffallend
ist das Taufbecken, das durch das Material „Acrylglas“ das Wasser sichtbar macht. Der Pötzleinsdorfer Bildhauer Franz Barwig schuf 1977 den auffällig einfachen Christus aus Lindenholz, der sich ohne Dornenkrone präsentiert. Christus mit Dornenkrone wurde in den von ihm gearbeiteten Kreuzweg integriert. Eine bronzene Pietà stammt ebenfalls von Barwig. Der Wiener Orgelbauer A. Klebel entwarf das Instrument aufgrund der eingeschränkten Raumhöhe unkonventionell. Durch die „Jazzmessen“ in den 1970er Jahren wurde die Kirche Wien-weit bekannt.
Gersthof: Der wahrscheinlich bereits bestehende Ort wurde in den Regesten des Chorherrnstifts St. Dorothea 1434 „oberhalb des Gerstlerhof gelegen“ erstmals erwähnt.
Barockes Klein-Juwel: Johannes Nepomuk Kapelle
Als Matthäus Lydl von Schwanau den „Gerstlerhof“ übernahm benötigte er auch eine Haus- und Grabkapelle, die er 1736/37 von einem unbekannten Baumeister errichten ließ. Sie diente als Pfarrkirche, bis sie im 19. Jhdt. deutlich zu klein wurde.

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Über dem Eingangsbereich befindet sich eine Inschrift mit Baujahr, ein barockes Schmiedeisengitter und das Brustbild des Hl. Johannes Nepomuk, innen über dem Sarkophag Altar das Ölbild des Hl. Nepomuk. Das Motiv (Verhör durch König Wenzel) ist selten und stammt von Andreas Viso, 1737. Die Seitenaltäre zeigen eine Darstellung der Anbetung der Hirten von Stefan Schaller und das Motiv der Kreuzabnahme in reichen Stuckrahmen, ebenfalls von Viso. Die Wirkung dieses sakralen Bauwerks wird durch die ovale Kuppel im barocken Stil in Verbindung mit der minimalen Größe geschaffen.
Kirche im Widerstand: St. Leopold
Nach dem notwendigen Kirchenneubau durch Bmst. Josef Schmalzhofer, wurde 1899 das Pfarrrecht übertragen. Nur bei genauem Hin-Sehen findet man an der Decke des Mittelschiffs den Hl. Geist in Form einer Taube. Am Hochaltar von R. Jordan findet man zu Ehren des Kaiserpaares die Hll. Franziskus und Elisabeth. Rechts wurden die Hll. Theresa und Johannes von Nepomuk errichtet. Die Fenster des Presbyteriums stellen die vier Kirchenväter Ambrosius von Mailand, Augustinus, Hieronymus und Papst Gregor I. dar, in der Mitte Christus als Pantokrator. Die Plastiken der demontierten Kanzel, die vier Evangelisten von F. Stuflesser, wurden an der rechten Wand montiert. Tragisch hervorzuheben ist das Schicksal von Kaplan Dr. Maier, der Kontakte zu Widerstandsgruppen hielt. Er wurde 1944 nach einer Messe verhaftet und nach Mauthausen gebracht. Am Tag vor der Befreiung Wiens wurde er hingerichtet. Eine Statue im Innenraum erinnert an ihn.
Weinhaus: 1267 wird ein „Chunradus dictus de Winhus“ erstmals erwähnt. Das Dorf entstand im Gebiet der oberen Währingerstraße/Lacknergasse. Weinanbau war die Haupteinnahmequelle. So wurde 1733 Weinhaus unter den besten Weinbaugebieten von „Österreich unter der Enns“ beschrieben. Die 1417 erlassenen Beschränkungen von Albert V., durch verminderten Weinanbau eine Verteuerung des Brotpreises zu verhindern, galten hier nicht. Da erst seit 1736 eine Kapelle und 1838 eine Schule existierte, wurden Pfarre und Schule im Dorf Währing genützt.
Friedrich Schmidt in Währing: St. Josef-Weinhaus
Aufgrund des Bevölkerungszuwachses in der 2. Hälfte des 19. Jhdts. wurde die erwähnte Kapelle (seit 1853 Pfarre) zu klein. Der fantasievolle Pfarrer Deckert gründete zur Finanzierung eines Neubaus den St. Joseph-Kirchenbau-Verein. Den Entwurf lieferte niemand geringerer als Friedrich Schmidt, die Ausführung wurde an Josef Schmalzhofer übergeben. Ende 1889 konnte die Kirche geweiht werden, wenngleich noch einige Provisorien existierten. Auch der Rosenkranzweg am Fuß der Türkenschanze um die Kirche herum konnte fertig gestellt werden, die Bildstöcke kamen erst 1892 dazu. Die Kirche in Kreuzform mit 3-schiffiger Staffelhalle und Kreuzgratgewölbe weist einen klar strukturierten Sichtziegelbau auf.

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Im Eingangsbereich befindet sich ein reihhaltig ausgeführter Nischenaltar mit Pietà von Franz Barwig d.Ä. Die Glasmalereien gehen auf Carl Gayling’s Erben 1889-1900 zurück, also erst nach der Weihe der Kirche. Besonders interessant erscheint der Altartisch von Josef Kepplinger, 1889. Als Josefsaltar geschaffen geht er theologisch deutlich weiter: Mittig befindet sich der Hl. Josef (von Josef Weyrich), darüber Maria, rechts und links ihre Eltern. Das wäre die eigentliche Familie Jesu. Kepplinger wollte aber offenbar darüber hinaus gehen und auch die Familie im Glauben darstellen mit den Aposteln Jakobus und Paulus, Johannes dem Täufer und Petrus, die rechts und links der Josefsfigur angeordnet sind. Am Fuß des Altaraufbaus findet man überdies noch das Opfer Abels und Abraham und Isaak. Die Kanzel wurde ebenfalls nach dem Entwurf von Friedrich Schmidt, der die Fertigstellung der Kirche nicht mehr erlebt hat, von J. Pittel gefertigt. Die Kreuzwegreliefs stammen von F. Barwig, wurden aber ab Station 5 von Kastner vollendet. Umgeben wird die Kirche vom Rosenkranzweg mit 15 Bildstöcken von Rochus Haas.

Ihre immer neugierige
Ingrid Jung-Blaha

Literatur:
Herzogenburg, Stiftsarchiv Urkunden Herzogenburg (1112-1852) 1112 VIII 18, in: monasterium.
net, URL , accessed at
2021-10-31Z // „Währing“ Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks, 2. Teil, Wien 1924,
Selbstverlag Arbeitsgemeinschaft „Währinger Heimatkunde“, S 300 // „Unser Währing“, Msgr,
Matthis Winna et al., Die Christkönigskirche in Pötzleinsdorf, 2001, 2. Heft // Steinerne Zeugen
des Glaubens, Wolfgang J. Bandion, Verlag Herold, S 363 // https://www.erzdioezese-wien.
at/pages/pfarren/9161/kirche/christkoenigskirche // Dehio Wien XVIII // https://www.
pfarregersthof.at/komm/pfarre-von-a-z/information/geschichte-der-pfarre/
Birgit Snizek, Geschichte und Geschichteb rund um die Pfarrkirche Weinhaus-Währing
https://pfarre-weinhaus.at/gemeinde/geschichtliches-und-informatives/kleiner-kirchenfuehrer/

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